Die Modelle von SsangYong gehen auf deutschen und europäischen Straßen in jedem Fall als Exoten durch. Zu einem großen Teil liegt dies am ungewöhnlichen Design, obwohl ein gebrauchter SsangYong Chairman oder das Heck des Rexton die Kooperation mit Mercedes-Benz nicht verschweigen kann. Vielmehr ist die Gesamtzahl an Fahrzeugen, ob gebraucht oder neu, sehr gering. Somit erwirbst Du mit einem SsangYong noch immer einen besonderen Wagen, obwohl es mittlerweile knapp 200 Händler in Deutschland gibt. Bei Volkswagen sind es deutlich über 1.000.
Beim Angebot zu gebrauchten Fahrzeugen von SsangYong fällt sofort ins Auge, dass nahezu alle Modelle Geländewagen oder SUVs sind. Recht oft zu finden und im Allgemeinen ganz solide bewertet wird der gebrauchte Rexton. Der zeichnet sich zunächst einmal durch einen von vornherein niedrigen Listenpreis aus. Hinzu kommt, typisch koreanisch, eine Ausstattungsliste, die sich sehen lassen kann. Auch bei den Antriebskonfigurationen bieten die Gebrauchten eine ansehnliche Palette. Besonders praktisch ist der zuschaltbare Allradantrieb, der im normalen Straßenbetrieb nicht zwangsläufig zum Einsatz kommen muss. Verschleiß und Verbrauch sind dankbar dafür. Die obligatorische Wahl zwischen Diesel und Benzin bringt eine weitere Option. Zumal beim Rexton tatsächlich der Preis den Unterschied macht. Hierüber lassen sich auch die sehr positiven Kundenmeinungen erklären. Die Erwartungen werden im Gegensatz zu einem BMW oder Volvo nicht zu hoch angesetzt und lassen sich erfreulicherweise zum überwiegenden Teil erfüllen.
Die Entwicklung des Designs bei SsangYong lässt sich am gebrauchten Rexton sehr schön beobachten. Sehen die ersten Modelle an verschiedenen Stellen verdächtig nach der damaligen M-Klasse von Mercedes mit einer guten Portion koreanischem Esprit aus, hat sich die Optik den Anforderungen der breiten Masse mittlerweile angepasst. Böse kann man von Mittelmäßigkeit sprechen. Bei der Gestaltung eines Autos ist das insbesondere mit Blick auf die Wertstabilität nichts Negatives.
Soll die Kategorie der SUVs mit Blickrichtung nach oben verlassen werden, triffst Du zum Beispiel auf einen gebrauchten Actyon Sports. Was nach einem Schreibfehler aussieht, ist ein vollwertiger Pick-up. Selbst bei diesem durchaus geländegängigen Modell mit 5 Meter Länge hast Du die Wahl zwischen Zwei- und Vierradantrieb. Das wichtigste Merkmal an diesen Gebrauchten ist jedoch definitiv der Aufbau des Hecks. Entweder gibt es die klassische offene Ladefläche oder einen geschlossenen Kasten.
Bei den ganz jungen Gebrauchten sticht der Tivoli heraus. Das gelingt ihm relativ einfach, weil schon sein Listenpreis eine Herausforderung für die Konkurrenz darstellt. Auch mit ein paar Kilometern auf dem Tacho und dem Baujahr 2015 ändert sich im Vergleich zu anderen kompakten SUVs mit diesen Eckdaten nichts.
SsangYong bedeutet aus dem Koreanischen übertragen Zwillingsdrache, was bei genauer Betrachtung des Logos nur mit viel Fantasie zu erahnen ist. Interessant wird es bei einem Blick in die Kultur Koreas: Hierzulande sind Drachen dafür bekannt, recht groß zu sein und den Hang zur Zerstörung zu besitzen. In Korea hingegen leben sie im Wasser und gelten im Allgemeinen als gutmütig und freundlich.
Ganz typisch für koreanische Industriebetriebe ist der Zeitraum der Gründung von SsangYong. 1954, nur ein Jahr nach Ende des Koreakrieges, wurde mit der Produktion von Jeep-Modellen in Lizenz für die US-amerikanischen Streitkräfte begonnen. Das erklärt zu großen Teilen die markentypische Konzentration auf Geländewagen und ähnliche Fahrzeuge. Die Anfangsjahre wurden dementsprechend dominiert vom Nachbauen und Erfahrung sammeln. Der Name SsangYong kam schließlich im Jahr 1986 hinzu. Das zugehörige Unternehmen kaufte sich in den Fahrzeughersteller ein und übernahm zusätzlich einen britischen Produzenten für Spezialfahrzeuge. Zu guter Letzt folgte die Umbenennung des Firmenkonstrukts in SsangYong Motor Company.
Im Zuge einer technischen Kooperation mit Mercedes-Benz begann der Umstieg von Lizenz- und Nachbauten hin zu eigenen Modellen. Neben dem Kerngeschäft mit Geländewagen und SUVs wurde die Palette um Kleinbusse und Limousinen erweitert. Die Mehrheit am Unternehmen SsangYong übernahm schließlich Daewoo, weshalb dank dieses gesamten Geflechts in Korea Nachbauten von Mercedes-Modellen mit dem Daewoo-Logo verfügbar waren. Finanzielle Probleme sorgten für den nächsten Wechsel in den Besitzverhältnissen. Die Shanghai Automotive Industry Company versuchte sich als Nächster. Allein das Glück schien weiterhin nicht in Sicht. Mit dem Antrag auf Gläubigerschutz musste für eine kurze Zeit die Produktion eingestellt werden. Schließlich ging die Entscheidungshoheit über SsangYong nach Indien. Von hier aus wird der Konzern mittlerweile gesteuert, der immerhin als viertgrößter koreanischer Automobilproduzent gilt. In Anbetracht von mehreren in Preis-Leistung überzeugenden Modellen und des bereits erwähnten passablen Händlernetzes war die Irrfahrt am Ende wohl doch erfolgreich.